Fuji X Secrets Beginners (31. Mai) Nachlese

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Am 31. Mai fand südlich von Nürnberg der erste Fuji X Secrets Beginners Workshop statt – hier eine kleine Nachlese

Update: Weitere Teilnehmerbilder gibt es hier auf Flickr.

Dass es nicht möglich sein würde, sämtliche „Geheimnisse“ des X-Systems an einem Tag zu lüften, zumal wenn die Teilnehmer noch über begrenztes fotografisches Wissen verfügen, war im Vorfeld unseres ersten „Beginners“-Workshops abzusehen – doch das hielt die Gruppe aus sieben hochmotivierten Besitzern von X-Serie Systemkameras nicht davon ab, für sich das Beste aus der Fülle von Informationen herauszuholen.

Logo FUJIFILMSchool sw_Kooperation_SloganDie großen Themen des sonnigen Samstags lauteten naturgemäß Belichtung und Fokus. Dabei lernten die Teilnehmer rasch, dass nicht die Kamera, sondern der Fotograf das Bild belichtet, und dass man der Belichtungsessung niemals „einfach so“ vertrauen darf. Neben den unterschiedlichen Belichtungsmodi und -messverfahren kam dabei auch das Dauerthema „DR-Funktion“ ausführlich zur Sprache und wurde anhand verschiedener praktischer Beispiele demonstriert und illustriert.

Das Thema Fokus begann mit einer praktischen Erörterung der Genauigkeit bzw. Ungenauigkeit der AF-Entfernungsanzeige sowie den dazu gehörenden Hintergrunderklärungen. Einer Erklärung der unterschiedlichen AF-Verfahren schloss sich eine ausführliche Besprechung über die Möglichkeiten der manuellen Fokussierung an, inkl. Zonenfokus und hyperfokale Distanz. Und natürlich wurde auch der berühmte „Autofokus-Trick“ gezeigt und im anschließenden Praxisteil erfolgreich angewandt.

Da ein Bild mehr tausend Worte sagt, zeigen wir hier anhand ausgewählter Beispiele einige der Bausteine für den erfolgreichen Umgang mit dem X-System, die unsere Teilnehmer beim Workshop kennenlernen und erfolgreich anwenden konnten.

Die folgende Aufnahme in der Kirche gegenüber unseres Workshop-Hotels illustriert mehrere grundlegende Funktionen und Methoden:

DSCF1880 Die ungünstigen Lichtverhältnisse im Inneren der Kirche erforderten lange Belichtungszeiten, sodass die Teilnehmer mit 1/8s aus der Hand fotografierten (Auto-ISO wurde entsprechend konfiguriert) und dabei den optischen Bildstabilisator ihrer Zoom-Objektive bis an die Grenzen seiner Möglichkeiten trieben, um ISO-Werte jenseits der 1600 bewusst zu vermeiden. Der Schlüssel zum Erfolg bestand hier zum einen in einer korrekten Kamerahaltung, zum anderen im Wahl des richtigen OIS-Modus. Die verwackelungsfreien Ergebnisse der Teilnehmer sprechen für sich.

Mischlicht und Buntglasfenster sorgten für allerlei Farbstiche an den Wänden – eine gute Gelegenheit für einen manuellen Weißabgleich.

Um perspektivische Verzerrungen und stürzende Linien zu vermeiden, mussten die Teilnehmer die Aufnahme sorgfältig komponieren und konnten dabei die Hilfslinien im Sucher sowie (sofern vorhanden) den künstlichen Horizont verwenden.

Um das Motiv vom Vordergrund bis zu den Fenstern im Hintergrund scharf abzubilden, kam man hier um eine manuelle Fokuseinstellung nicht herum. Die Teilnehmer konnten sich dabei auf die Schärfentiefeskala der Kamera verlassen, um die passende Blende und Schärfezone manuell einzustellen.

Damit die Lichter der hell erleuchteten Kirchenfenster nicht überstrahlen und ausfransen, wählten wir eine manuelle DR400%-Einstellung, mit deren Hilfe der Dynamikbereich der Kamera um zwei Blendenstufen nach oben erweitert wurde.

Die akkurate Live-View-Anzeige half bei der richtigen Belichtung im Modus Zeitautomatik (Blendenvorwahl).

Als Filmsimulation kam Provia zum Einsatz, um den Fenstern eine attraktive Farbtextur zu verleihen.

DSCF1931Auch diese Aufnahme berührt verschiedene Workshop-Inhalte:

Der gezielte Einsatz von Schärfe und Unschärfe (sowohl im Vordergrund als auch im Hintergrund) mit Hilfe der passenden Blendeneinstellung ist auch mit einem preiswerten „Kit Zoom“ möglich.

Um den gewünschten Bereich scharf ins Bild zu rücken, verschwenkt man nicht die Kamera, sondern wählt aus den insgesamt 49 zur Verfügung stehenden AF-Feldern ein passendes aus und stellt die für die Licht- und Motivverhältnisse geeignete Feldgröße ein.

Bildschirmfoto 2014-06-02 um 21.05.46 Ein mit Standardeinstellungen aufgenommenes Bild (links) lässt sich mit dem eingebauten RAW-Konverter in der Kamera mit einem neuen Look (rechts) entwickeln, in diesem Fall mit der Filmsimulation Pro Neg. Hi und einem erhöhten Schattenkontrast. Es handelt sich links und rechts um dieselbe Aufnahme bzw. RAW-Datei, die Unterschiede ergeben sich allein aus den nachträglich angepassten JPEG-Parametern.

Der folgende „Klassiker“ demonstriert unter anderem diese drei Aspekte:

DSCF1930 Im Nahbereich ist es sinnvoll, dem Autofokus mit der Makro-Taste auf die Sprünge zu helfen. Dabei ist es wichtig, präzise mit dem passend ausgewählten AF-Feld zu fokussieren.

Die Auswahl einer geeigneten Filmsimulation bestimmt den grundsätzlichen Look des JPEG-Bildergebnisses der Kamera. Hier kam erneut Pro Neg. Hi zum Zug, es lohnt sich aber, im eingebauten RAW-Konverter auch Provia, Astia und Velvia eine Chance zu geben und die Ergebnisse anschließend am Rechner zu vergleichen.

DR200% sorgt hier für sanft ablaufende Highlights mit Textur, vermeidet also den bei anderen Kameras häufig auftretenden „digitalen Look“ mit harsch ausfressenden Lichtern.

Auch dieser Schnappschuss streift verschiedene Bereiche:

DSCF1933 Hier wurde ein Portrait im Gebäudeschatten direkt vor dem Veranstaltungsort fotografiert, wobei sich der helle (in der Sonne liegende) Hintergrund in ausreichender Unschärfe verliert, sodass der Einsatz der DR-Funktion als nicht notwendig erachtet wurde. Zum Einsatz kam deshalb eine manuelle ISO-Einstellung von 200 sowie eine manuelle Belichtung mit Offenblende 4 und einer Verschlusszeit von 1/250 Sekunde. Der auch im manuellen Belichtungsmodus das Bildergebnis simulierende Live-View und das Live-Histogramm der X-T1 halfen bei der Auswahl geeigneter Belichtungsparameter.

Um die im Schatten liegenden Augen aufzuhellen, kam der TTL-Blitz der X-T1 zum Einsatz. Dabei zeigte sich, dass der Blitz auch mit 1/250s problemlos funktioniert, obwohl die offizielle kürzeste Verschlusszeit der aktuellen X-Systemkameras bei 1/180 Sekunde liegt. Da hier jedoch nur die Bildmitte aufzuhellen war, waren Abschattungseffekte an den Rändern kaum zu befürchten – der Mut, über die Spezifikationen hinaus zu gehen, wurde belohnt.

Die eingeschaltete Gesichtserkennung ermöglichte ein komfortables Fokussieren auf die Augen, ohne dass ein dezidiertes kleines Autofokusfeld manuell verschoben und nachjustiert werden musste. Allerdings war zu beobachten, dass eine aufgesetzte Brille abhängig von der Motiventfernung die Gesichtserkennung verwirren kann.

Als Filmsimulation wurde Astia ausgewählt, eine für Portraits gerne verwendete Option.

Die folgende Aufnahme illustriert den „Autofokus-Trick“:

DSCF2477 Um sich auf die Kamera zubewegende Motive auch mit älteren CDAF-Kameramodellen problemlos einzufangen, verwenden viele Fotografen eine als „Autofokus-Trick“ bekannte Methode, die darin besteht, den Auslöser nicht halb, sondern beherzt in einem Zug vollständig durchzudrücken, um sich die auf AF-Priorität ausgelegte Belichtungslogik der Kamera zu Nutzen zu machen.

Zum Erstaunen einiger Teilnehmer erzielten alle Fotografen auf Anhieb akkurate Ergebnisse mit ihrer X-E1, X-M1 und X-A1, obwohl sich Jackii auf dem Einrad direkt auf die Gruppe zubewegte und die genannten Kameras laut „herrschender Meinung“ für die automatische Verfolgung sich bewegender Objekte ungeeignet sind. Tatsächlich waren die einzelnen mit dem AF-Trick erzielten Ergebnisse sogar oft überzeugende als manche mit dem Tracking-Fokus der neueren Hybrid-AF-Modelle erzielten Serienbilder. Dies dürfte damit zusammenhängen, dass der schnelle PDAF in Gegenlichtsituationen wie dieser nur bedingt zum Einsatz kommt, sodass die Kamera das Objekt zumindest teilweise ausschließlich mit dem CDAF verfolgt.

Das rechts gezeigte Beispiel wurde nicht in der Kamera, sondern mit Adobe Lightroom 5.4 aus der RAW-Datei entwickelt. Lightroom unterstützt und emuliert die eingebauten Filmsimulationen der Kamera, hier kam erneut Astia zum Einsatz.

Bildschirmfoto 2014-05-30 um 20.47.36Als Alternative zum AF-Trick konnten die Benutzer der neueren Modelle X-E2 und X-T1 auch Serienaufnahmen mit dem Tracking-AF ihrer Kameras machen. Das Ergebnis waren Bildserien mit drei oder acht Aufnahmen pro Sekunde.

Am Sonntag nutzten einige der Teilnehmer die Gelegenheit für einen Besuch des nur wenige Kilometer vom Veranstaltungsort entfernt liegenden Offenstalls Let’s Ride!, um Pferd und Reiter in dafür angemieteten Getreidefeldern zu fotografieren. Zum Einsatz kam hier eine X-M1 mit einem XC50-230mmF4.5-6.7 OIS Zoom-Objektiv.

Bereits das erste Bild stellte nicht nur „Beginner“ vor Herausforderungen:

DSCF3689 Die X-M1 verfügt über keinen elektronischen Sucher, sodass die Bildanzeige allein über das hintere Klappdisplay erfolgt, auf dem man in praller Sonne zwar noch das Motiv erkennen, nicht immer jedoch seine korrekte Belichtung beurteilen kann. Tendenziell belichtet man dann eher zu reichlich, da der Live-View des Displays im umgebenden hellen Sonnenlicht dunkler erscheint als das fertige Bild später am PC-Bildschirm.

Das Live-Histogramm könnte in solchen Fällen helfen, im für unsere Zwecke präferierten manuellen Belichtungsmodus stellen die X-Modelle X-A1 und X-M1 jedoch kein aussagekräftiges Live-Histogramm und auch keinen akkuraten Live-View zur Verfügung. Man muss die passenden Belichtungswerte also entweder mit einem externen Belichtungsmesser ermitteln oder die Belichtung in der Kamera über die Zeit- oder Blendenautomatik einstellen und die abgelesenen Werte in den manuellen Modus übertragen. Unerwartete Änderungen der Lichtverhältnisse können bei mehreren hintereinander gemachten Aufnahmen des Motivs dann allerdings zu Belichtungsfehlern führen.

Um die beiden genannten Problembereiche zu umschiffen, belichteten wir im DR-Modus DR200%, um nach oben hin gegen Überbelichtung eine Blende zusätzlichen Spielraum zu erhalten. Auf diese Weise konnten wir die Belichtung später im eingebauten RAW-Konverter (hier um 2/3 Blendenstufen) absenken, ohne dass ausgefressene Lichter das Endergebnis beeinträchtigten. Der ISOlose Sensor der X-Systemkameras erlaubt die nachträgliche Korrektur der Belichtung in der Kamera oder am PC (externer RAW-Konverter) ohne gravierende Qualitätseinbußen, sofern man der RAW-Datei durch eine passende Wahl der DR-Einstellung genug Spielraum nach oben und unten gibt.

Als Filmsimulation kam hier Provia zum Einsatz.

Beim folgenden Motiv im Gerstenfeld war die Gegenlichtkomponente geringer, sodass deutlich kürzer belichtet werden konnte:

DSCF3684 Der optische Bildstabilisator im Objektiv war (wie auch beim vorhergehenden Beispiel) abgeschaltet, da er bei sehr kurzen Verschlusszeiten unter 1/500s keinen greifbaren Vorteil bringt, prinzipiell jedoch selbst Unschärfe induzieren kann. Hier bietet es sich an, auf Nummer Sicher zu gehen.

DR200% sorgte auch hier für Belichtungssicherheit, obwohl bei dieser Aufnahme keine nachträgliche Belichtungskorrektur im eingebauten RAW-Konverter erforderlich war.

Eine erneute Entwicklung der Aufnahme mit Astia im eingebauten RAW-Konverter der X-M1 sorgte für besonders weiche Farben und Abstufungen.

Bei dieser Variation des Gerstenfeldmotivs kam das Klappdisplay der Kamera zum Einsatz:

DSCF3696 Mit Hilfe des ausklappbaren Displays der X-M1 gelang es, aus der Hüfte auf der Höhe der „Feldoberfläche“ zu fotografieren und einige im Vordergrund ins Bild geratene Pflanzen als Weichzeichner zu benutzen.

Auch hier kam Astia zum Einsatz, die „Luftigkeit“ der Szene wurde zudem mit einer leichten nachträglichen Push-Entwicklung im eingebauten RAW-Konverter intensiviert. Gleichzeitig wurden der Schattenkontrast im eingebauten RAW-Konverter erhöht und der Lichterkontrast reduziert.

Herzlichen Dank an alle Teilnehmer!

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