Spiel ohne Grenzen: High-ISO mit der X-A2

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Mit der neuen X-A2 stellt Fuji eine APS-C-Kamera für Einsteiger und Aufsteiger vor, die deutlich mehr als Smartphone-Qualität erwarten. In diesem Beitrag zeigt Ihnen Fuji X Secrets, wie sich die Kamera in ISO-Regionen jenseits des üblichen Kompaktkamera-Niveaus schlägt.

X-A2_Front_Right_Silver16-50mmKeine Frage: Bei hellem Sonnenschein kann man auch mit Smartphones und Kompaktkameras ansprechende Fotos machen. Wenn das Licht schwindet, trennt sich jedoch die Spreu vom Weizen: In schlecht beleuchteten Innenräumen ist mit Minisensoren kein Blumentopf mehr zu gewinnen.

Die handliche X-A2-Systemkamera besitzt einen ISOlosen Sensor im APS-C-Format und liegt damit gleichauf mit größeren DSLR-Kameras von Pentax, Sony oder Nikon – sowie deutlich vor entsprechenden DSLR-Kameras von Canon, deren Sensoren nicht nur etwas kleiner, sondern leider auch technisch überholt sind. Tatsächlich entspricht der von Sony hergestellte Bayer-Sensor in der X-A2 mit seinen 16 Megapixeln weitgehend dem Sensor in der um ein Vielfaches teureren Leica T.

Der Sensor einer Kamera ist freilich immer nur ein Teil der Story – genauso wichtig ist die Signal- und Bildverarbeitung vor und nach dem Schreiben der RAW-Datei. Farben, Tonalität, Rauschen, Bilddetails und Schärfe – hierfür ist der Bildprozessor in der Kamera zuständig. Den Löwenanteil bewältigt dabei das sogenannte JPEG-Engine, das die RAW-Daten (das digitale Negativ) in JPEG-Bilder umwandelt, die wir betrachten können (digitale Bildabzüge). Wir haben das JPEG-Engine der X-A2 bereits in unserem Vergleich verschiedener Motivprogramme und Einstellungen für Selfies und Porträtaufnahmen kennengelernt. Dabei stellte sich heraus, dass Details, Rauschunterdrückung und Hautglättung abhängig vom gewählten Motivprogramm oder den eingestellten JPEG-Parametern recht unterschiedlich ausfallen können.

Maßgeschneiderte Ergebnisse (und größtmögliche Kontrolle) erhalten wir mit der X-A2 nur dann, wenn wir anstelle eines Motivprogramms unsere eigenen Einstellungen vornehmen. Hierzu arbeiten wir mit einem der vier Belichtungsprogramme (Programmautomatik P, Zeitautomatik A, Blendenautomatik S oder manuelle Belichtung M) und wählen die Einstellungen für JPEG-Parameter wie Filmsimulation, Weißabgleich, Schärfe, Rauschunterdrückung, Farbsättigung sowie Lichter- und Schattenkontrast selbst aus. Dabei fotografieren wir im Modus FINE+RAW, sodass wir die JPEG-Einstellungen einer Aufnahme jederzeit (also auch nachdem wir sie gemacht haben) mit Hilfe des eingebauten RAW-Konverters optimieren und verbessern können.

Aufnahmen bei schwachem Licht stellen Kameras und Fotografen vor besondere Herausforderungen. Dazu zählt zunächst die richtige Belichtung: Bei schwachem Licht kann es durchaus vorkommen, dass selbst die maximale ISO-Einstellung von 6400 nicht mehr ausreicht, um mit dem zur X-A2 gehörenden 16–50mm-Kit-Objektiv ein ausreichend helles Bildergebnis zu bekommen. Zudem arbeitet der Autofokus bei schwachem Licht weniger effektiv, und auch die Genauigkeit der Live-View-Anzeige (und damit auch des für die korrekte Belichtung wichtigen Live-Histogramms) stößt irgendwann an ihre Grenzen.

Glücklicherweise verfügt das Kit-Zoomobjektiv über einen eingebauten optischen Bildstabilisator (OIS), mit dessen Hilfe wir auch in der 50mm-Telestellung noch Belichtungszeiten von 1/8s sicher aus der Hand realisieren können. Bei 1/8s, Blende 5.6 und ISO 1000 reicht der X-A2 schon eine schwache Tischbeleuchtung:

^ X-A2 SOOC JPEG (Provia), 1/8s, f/5.6, ISO 1000

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Die eigentliche Herausforderung bei 1/8s Belichtungszeit besteht nicht darin, die Kamera ruhig zu halten (dafür haben wir einen effektiven Bildstabilisator), sondern darin, dass sich das Motiv (in diesem Fall die Katze) während der Belichtung nicht bewegen darf – sonst tritt unweigerlich Bewegungsunschärfe auf.

Da die X-A2 aufgrund ihres großen Sensors im Nahbereich auch bei Blende 5.6 eine geringe Schärfentiefe (und somit eine attraktive Motivfreistellung) aufweist, ist es wichtig, das Autofokusfeld manuell auszuwählen und genau über dem Teil des Motivs zu positionieren, auf den die Kamera scharfstellen soll. Bei Menschen und Tieren ist dies vorzugsweise eines der Augen. Die X-A2 stellt hierzu 49 über das gesamte Bildfeld verteilte Autofokusfelder in jeweils fünf Größen zur Verfügung.

Bildschirmfoto 2015-02-17 um 05.34.09

In der vergrößerten 100-Prozent-Ansicht zeigt sich, welche Abwägung die kontextsensitive Rauschunterdrückung der X-A2 vornimmt, um auch bei ISO 1000 ein vorteilhaftes Bildergebnis zu erzielen: Unscharfe Bildbereiche außerhalb der Fokusebene werden vom Bildprozessor geglättet, während scharfe Details erhalten bleiben. Auf diese Weise erzielen wir mit der X-A2 bei ISO 1000 Ergebnisse, die mit Smartphones und typischen Kompaktkameras bestenfalls bei ISO 100 möglich wären.

Mit Hilfe des eingebauten RAW-Konverters können wir jederzeit alternative JPEG-Abzüge erzeugen, etwa eine Schwarzweißversion mit minimaler Rauschunterdrückung und erhöhter Schärfe. Hierzu rufen wir das bereits gemachte Bild in der Kamera auf, starten den eingebauten RAW-Konverter mit der Q-Taste und „entwickeln“ die Aufnahme erneut mit den Einstellungen „Schwarzweiß“ für die Filmsimulation sowie Schärfe +1 (MHART = mittelhart) und Rauschreduktion -2 (NIED = niedrig):

^ X-A2 SOOC JPEG (Schwarzweiß), 1/8s, f/5.6, ISO 1000,
Rauschunterdrückung -2 (NIED), Schärfe +1 (MHART)

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Das durch die reduzierte Rauschunterdrückung in die Schwarzweißversion eingeführte „digitale Korn“ verleiht der Aufnahme einen organischen Look, gleichzeitig treten noch mehr Bilddetails hervor. Gerade bei Schwarzweißaufnahmen empfiehlt es sich, die Rauschunterdrückung der Kamera immer auf den kleinstmöglichen Wert einzustellen.

Sie können mit dem eingebauten RAW-Konverter noch mehr anstellen – zum Beispiel die anderen Filmsimulationen wie den neuen Modus Classic Chrome ausprobieren, den Weißabgleich anpassen oder den Kontrast der Aufnahme verändern (und zwar unabhängig voneinander für die hellen und die dunklen Bildbereiche).

Gegenüber externer Software wie Adobe Lightroom oder dem im Lieferumfang der Kamera enthaltenen RAW File Converter EX 2 bietet der eingebaute Konverter insbesondere Einsteigern und noch nicht so erfahrenen Benutzern verschiedene Vorteile: er ist überall verfügbar, er liefert schnell und sofort Ergebnisse, die mit denen im normalen JPEG-Aufnahmemodus übereinstimmen, und seine Funktionen entsprechen exakt den Kamera-Einstellungen im Aufnahmemenü, was eine einfache Bedienung gewährleistet.

Dass eine Kamera mit APS-C-Sensor bei ISO 1000 ansprechende Ergebnisse liefert, ist freilich keine allzu große Überraschung. Auch andere Kameras können das, auch wenn sie oft größer und teurer sind. Deutlich interessanter wird es deshalb im absoluten Grenzbereich jenseits von ISO 6400. Für unser Beispiel fotografierten wir unser Katzen-Model noch einmal mit ISO 8000:

^ X-A2 SOOC JPEG (Provia), 1/50s, f/5.6, ISO 8000

Doch wie kommt man überhaupt auf ISO 8000? Schließlich ist die X-A2 im Modus FINE+RAW auf einen ISO-Bereich zwischen 200 und 6400 festgelegt. Aber auch im reinen JPEG-Modus stehen als erweiterte ISO-Einstellungen nur ISO 12800 und 25600 zur Verfügung – keine Zwischenwerte wie 8000. Die Lösung: Wir machen die Aufnahme mit ISO 6400 und pushen das JPEG anschließend im eingebauten RAW-Konverter um +1/3 EV auf ca. ISO 8000 hoch.

Das Ergebnis kann sich bereits mit den Standardeinstellungen für Schärfe und Rauschunterdrückung sehen lassen, wie ein Blick auf die vergrößerte 100%-Ansicht zeigt:

Bildschirmfoto 2015-02-17 um 17.09.34

Selbstverständlich können wir auch von dieser Aufnahme im eingebauten RAW-Konverter wieder eine Schwarzweißversion mit reduzierter Rauschunterdrückung herstellen:

^ X-A2 SOOC JPEG (Schwarzweiß), 1/50s, f/5.6, ISO 8000,
Rauschunterdrückung -2 (NIED), Schärfe +1 (MHART)

Wir sehen: Auch jenseits des regulären ISO-Maximums von 6400 schlägt sich die X-A2 wacker. Tatsächlich dürfte es schwierig sein, preis- und größenmäßig vergleichbare Kameras mit einer ähnlich guten High-ISO-Performance zu finden. Dies liegt daran, dass Fuji sich bei der Bildverarbeitung mehr Mühe gibt als andere Hersteller – Fujis JPEG-Engine gilt deshalb auch als besonders ausgereift.

Freilich: Schärfe und Details sind stets nur eine Seite der Medaille. Zu Analogzeiten standen uns die heute verfügbaren Mittel nicht einmal annähernd zur Verfügung, trotzdem entstanden damals viele Bilder, die uns auch heute noch emotional ansprechen. Auch deshalb machen wir uns heute oft die Mühe, zu perfekt wirkende digitale Aufnahmen „wie früher“ zu bearbeiten, zum Beispiel in einem RAW-Konverter wie Adobe Lightroom. Das Retro-Look-Konzept beschränkt sich dann nicht mehr auf die Kamera, sondern bezieht auch die Bildergebnisse mit ein:

 ^ X-A2, 1/50s, f/5.6, ISO 8000,
RAW / Lightroom mit Polaroid 669-Bearbeitung

Um den obigen Sofortbild-Look zu erzielen, sind im RAW-Konverter umfassende Manipulationen notwendig. Neben verschiedenen Farb- und Tonwertänderungen muss die Bildschärfe reduziert und gleichzeitig simuliertes analoges Filmkorn hinzugefügt werden.  Technisch betrachtet liegt das Ergebnis weit unter den Möglichkeiten der X-A2 – selbst bei ISO 8000. Dafür hat es Charakter.

Wenn Sie sich die in diesem Beitrag abgebildeten Bildversionen bequem im direkten Vergleich ansehen möchten, klicken Sie bitte hier, um zum entsprechenden Flickr-Album zu gelangen.

Darüber hinaus empfehle ich Ihnen selbstverständlich auch meine aktuellen (e)Bücher zur X-E2 und X-T1 und lade Sie zu einem meiner Fuji X Secrets Workshops hier in Nürnberg/Schwabach ein. Der nächste freie Termin ist ein Wochenendworkshop speziell für Benutzer der Fujifilm X30 am 13. und 14. Juni, bei dem derzeit noch ein Restplatz verfügbar ist.

Ein Kommentar zu „Spiel ohne Grenzen: High-ISO mit der X-A2

    Michael sagte:
    17. Februar 2015 um 21:50

    …. wie immer sehr schön erklärt, danke schön!

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