Erste Eindrücke: Fujinon XF16mmF1.4 R WR

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Testbericht (Vorserienobjektiv) von Rico Pfirstinger

Spezifikationen – Ricos XF16mmF1.4 R WR Beispielbilder

Fuji X ForumX-Pert Corner – English Version

^ X-T1 mit XF16mmF1.4 R WR und mitgelieferter Gegenlichtblende

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^ X-T1, XF16mmF1.4 R WR, f/1.4, Capture One Pro

Fujifilms neueste Festbrennweite steht unter dem Motto „high-end“: Das XF16mmF1.4 R WR ist ein lichtstarkes, staub- und witterungsgeschütztes Objektiv mit Fujis neuer Nano-GI-Vergütung, die gegen Streulicht ausgesprochen wirksam ist. Dank einer minimalen Aufnahmedistanz von nur 15 cm ist ein Abbildungsmaßstab von ca. 1:5 schon ohne Makro-Zwischenringe möglich – verantwortlich dafür sind zwei Fokusgruppen mit „floating elements“. Neun Blendenlamellen sorgen außerdem für ein weiches Bokeh mit kreisförmigen Unschärfescheiben.

^ X-T1, XF16mmF1.4 R WR, f/2.0, SOOC JPEG (Pro Neg. Std)

Das Objektiv verfügt über zwei asphärische Gläser sowie zwei ED-Elemente (extra low-dispersion), mit deren Hilfe sphärische und chromatische Aberrationen auf ein erstaunlich niedriges Niveau reduziert werden – und das bereits bei Offenblende und in den kritischen Bildecken. Dazu hier ein Beispiel:

^ X-T1, XF16mmF1.4 R WR, f/1.4, SOOC JPEG (Provia)

Das XF16mmF1.4 R WR ist etwas größer als seine beiden älteren Geschwister, das XF23mmF1.4 R und das XF56mmF1.2 R. Das „nackte“ Objektiv bringt 375 Gramm auf die Waage, es ist also geringfügig leichter als das XF56mmF1.2 R mit 405 Gramm, jedoch schwerer als das XF23mmF1.4 R mit 300 Gramm. Zusammen mit der mitgelieferten Kunststoffgegenlichtblende und den beiden Schutzkappen wiegt das XF16mm-Objektiv ca. 425 Gramm.

^ Größenvergleich: XF56mmF1.2 R, XF16mmF1.4 R WR & XF23mmF1.4 R

Im September 2015 möchte Fuji außerdem eine optionale Metall-Gegenlichtblende passend zum XF16mmF1.4 R WR auf den Markt bringen. Klicken Sie bitte hier, um sich ein Bild des Prototypen anzusehen.

^ X-T1, XF16mmF1.4 R WR, f/1.4, Lightroom (Classic Chrome)

Wie schon das XF14mmF2.8 R und das XF23mmF1.4 R verwendet auch das neue XF16mmF1.4 R WR eine mechanische „Kupplung“, um zwischen Autofokus und manuellem Fokussieren umzuschalten. Indem man den Fokusring in Richtung Kamera verschiebt, stellt man das Objektiv auf manuellen Fokus ein – dabei wird gleichzeitig eine eingravierte Entfernungs- und Schärfentiefeskala sichtbar. Bekanntermaßen ist die eingravierte Skala von begrenztem Nutzen, da sie sich von den Werten der elektronischen Schärfentiefeskala in der Kamera unterscheidet. Die elektronische Skala ist ungefähr zwei Blendenstufen konservativer und repräsentiert die Einstellungen für pixelscharfe Ergebnisse in der 100%-Ansicht.

^ XF16mmF1.4 R WR mit manueller Fokuskupplung und eingravierter Skala für Entfernung und Schärfentiefe

Leider wird die genauere (und meist auch praktikablere) elektronische Skala inaktiv, sobald das Objektiv auf manuellen Fokus eingestellt wird. Um dieses Problem zu umgehen und beispielsweise eine pixelscharfe hyperfokale Distanz am Objektiv selbst einzustellen, können Sie die dort eingravierte Skala mit einem Versatz von zwei Blendenstufen benutzen. Wenn Sie zum Beispiel die hyperfokale Distanz für Blende 11 einstellen möchten, verwenden Sie stattdessen einfach die Markierungen auf der Skala für Blende 5.6.

^ X-T1, XF16mmF1.4 R WR, f/11, Lightroom (Astia), perspektivische Korrektur

Alternativ können Sie auch die AF+MF-Funktion in Ihrer Kamera verwenden. Diese aktiviert die elektronische Schärfentiefeskala, sodass Sie die Entfernung und damit die Schärfentiefe nach dem automatischen Fokussieren bei halb gedrücktem Auslöser manuell korrigieren können. Auf diese Weise können Sie auch rasch die hyperfokale Distanz einstellen.

^ X-T1, XF16mmF1.4 R WR, f/16, SOOC JPEG (Velvia)

Beispiel: Die pixelscharfe hyperfokale Distanz bei 16 mm Brennweite beträgt für die kleinste Blende 16 ungefähr 5 Meter. Allerdings sollten Sie derart kleinen Blenden nur im Notfall verwenden, denn ab etwa Blende 9 tritt beim APS-C-Format mit 16 Megapixeln Beugungsunschärfe auf. Dieser Effekt wird in der Kamera allerdings durch den Lens Modulation Optimizer (LMO) reduziert.

^ X-T1, XF16mmF1.4 R WR, f/16, SOOC JPEG (Schwarzweiß)

Darüber hinaus treten Blendenflecken und Linsenreflexionen bei zunehmend kleinen Blenden stärker in Erscheinung.

^ X-T1, XF16mmF1.4 R WR, f/5.6, SOOC JPEG (Velvia)

Das XF16mmF1.4 R WR ist optisch auf Verzeichnung korrigiert, sodass diesbezüglich keine zusätzlichen digitalen Korrekturen bei der RAW-Umwandlung nötig sind. Wie gewohnt werden chromatische Aberrationen und die Vignettierung digital mit Hilfe von RAW-Metadaten minimiert bzw. kompensiert, die in der Objektiv-Firmware enthalten sind und als Metadaten in die RAW-Datei geschrieben werden.

Um diese Funktion praktisch nutzen zu können, muss der verwendete RAW-Konverter mit diesen Fuji-spezifischen Metadaten etwas anfangen können. Beispiele für Konverter, die solche Metadaten unterstützen sind Adobe Lightroom/ACR, Silkypix & RFC EX 2, Capture One Pro, Iridient Developer und (natürlich) der in der Kamera eingebaute RAW-Konverter. Beispiele für Konverter, die solche Metadaten ignorieren und somit keine spezifischen Objektivkorrekturen durchführen können sind Photo Ninja, AccuRAW und RPP 64.

^ X-T1, XF16mmF1.4 R WR, f/10, Lightroom, perspektivische Korrektur

Durch seine Bauweise und die optische Verzeichnungskorrektur liefert das Objektiv außerordentlich scharfe Ergebnisse – nicht nur in der Mitte, sondern auch am Rand. Dementsprechend groß ist der Spielraum für digitale Perspektivenkorrekturen, wie sie etwa bei Architekturaufnahmen nützlich sein können.

^ X-T1, XF16mmF1.4 R WR, f/11, Lightroom (Astia), perspektivische Korrektur

Dank des geringen Mindestaufnahmeabstands von nur 15 cm können Sie Ihrem Motiv sehr nahe kommen. Auf diese Weise ist bereits ohne Einsatz eines Makrozwischenrings ein Abbildungsmaßstab von ca. 1:5 erzielbar.

^ X-T1, XF16mmF1.4 R WR, f/1.4, SOOC JPEG (Astia)

Trotz der begrenzen Schärfentiefe ist es möglich, den geringstmöglichen Aufnahmeabstand bereits bei Offenblende zu verwenden:

^ X-T1, XF16mmF1.4 R WR, f/1.4, SOOC JPEG (Classic Chrome)

^ X-T1, XF16mmF1.4 R WR, f/1.4, Capture One Pro

Das XF16mmF1.4 R WR eignet sich dank seiner guten Freistellungseigenschaften und kurzen Verschlusszeiten hervorragend für den Reportage-Einsatz.

^ X-T1, XF16mmF1.4 R WR, f/1.4, Lightroom (Astia)

^ X-T1, XF16mmF1.4 R WR, f/1.4, Lightroom

Die Autofokusgeschwindigkeit ist beim Einsatz der Phasendetektion (PDAF) sehr gut, könnte bei Verwendung der Kontrastdetektion (CDAF) jedoch ein wenig höher sein.

^ X-T1, XF16mmF1.4 R WR, f/1.4, Lightroom

^ X-T1, XF16mmF1.4 R WR, f/1.4, Lightroom

Wenn Sie Porträts mit Offenblende aufnehmen, sollten Sie an der Kamera die kleinste AF-Feldgröße einstellen und das AF-Feld auf eines der Augen richten. Alternativ können Sie natürlich auch die Gesichtserkennung einschalten. Vermeiden Sie die von älteren Spiegelreflexkameras bekannte „Fokussieren und Verschwenken“-Methode, um Schärfefehler auszuschließen.

^ X-T1, XF16mmF1.4 R WR, f/1.4, Lightroom (Astia)

Bokeh ist eine Frage des persönlichen Geschmacks und steht deshalb nicht wirklich objektiv zur Diskussion – mir selbst jedoch gefällt die Art, wie das XF16mmF1.4 R WR unscharfe Motivbereiche abbildet.

^ X-T1, XF16mmF1.4 R WR, f/1.4, SOOC JPEG (Astia)

^ X-T1, XF16mmF1.4 R WR, f/1.4, SOOC JPEG (Astia)

Ich war anfangs unsicher, ob sich dieses Objektiv sinnvoll in meinen bestehenden Objektivpark einfügen würde. Schließlich deckt Fujifilm die 16-mm-Brennweite bereits mit vier verschiedenen Zoom-Objektiven ab – wozu jetzt also noch ein fünftes Mal als Festbrennweite? Am Ende überzeugte mich das XF16mmF1.4 R WR mit seiner außerordentlichen Schärfe bis in die Ecken sowie seiner besonderen Stärke für Nahaufnahmen und Porträts.

^ X-T1, XF16mmF1.4 R WR, f/5.6, Lightroom (Classic Chrome), perspektivische Korrektur

Wie in dieser Liga zu erwarten ist das Objektiv solide aufgebaut. Der Blendenring klickt angenehm in 1/3 EV-Stufen, und der manuelle Fokus-Schieber sorgt für einen gewissen Retro-Touch.

^ X-T1, XF16mmF1.4 R WR, f/3.6, Lightroom (Classic Chrome)

Klicken Sie hier für eine Galerie mit mehr als 40 Beispielbildern, die mit Lightroom, Capture One Pro, Iridient Developer und dem eingebauten RAW-Konverter meiner X-T1 entwickelt wurden.

^ X-T1, XF16mmF1.4 R WR, f/4.0, Lightroom (Classic Chrome)

Abschließend eine kurze Zusammenfassung der Eigenschaften, die ich am XF16mmF1.4 R WR besonders schätze:

  • solide, staub- und witterungsgeschützte Konstruktion
  • optische Verzeichnungskorrektur
  • bereits bei Offenblende außergewöhnlich scharf bis in die Ecken
  • selbst bei f/1.4 nur sehr geringe chromatische Aberration
  • minimaler Aufnahmeabstand von nur 15 cm
  • attraktives Bokeh (9 Blendenlamellen)
  • gute Resistenz gegen Blendenflecken dank HT-EBC und Nano-GI Vergütung
  • kompatibel mit dem OVF der X-Pro1

^ X-T1, XF16mmF1.4 R WR, f/4.0, Lightroom

Englischsprachige Blog-Beiträge aus meiner X-PERT CORNER:

Ein Kommentar zu „Erste Eindrücke: Fujinon XF16mmF1.4 R WR

    drasko2015 sagte:
    31. Mai 2017 um 19:22

    sehr gutes review. hast du hier raw oder jpeg geschossen? bei meinem 16er sind defintiv chromatische aberrationen besonders bei 1.4 ersichtlich, purple und mangenta. Ist für mich der einzige schwachpunkt leider

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