Fujifilm X-E3: So funktioniert das neue AF-System

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Das verbesserte Autofokus-System der X-E3 (und X-T2 & X-Pro2)

Zu den wichtigsten Neuerungen der Fujifilm X-E3 zählt ihr verbessertes AF-System, von dem im November und Dezember auch Benutzer der X-T2 und X-Pro2 via Firmware-Updates profitieren werden. Fuji X Secrets konnte die neue Technologie bereits im Vorfeld ausprobieren.

von Rico Pfirstinger

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Eine der größten Schwächen des bestehenden AF-Systems der X-Serie ist die auf Mustererkennung basierende Verfolgung sich bewegender Objekte. Hier geht es darum, dass die Kamera ein Motiv (Muster) zunächst als solches erfasst und die Fokusfelder dann automatisch nachführt. Der Fotograf muss das Motiv also nicht mehr mit einem zuvor ausgewählten Fokusfeld bzw. einer festgelegten Fokuszone manuell verfolgen.

Die entsprechende Funktion „Verfolgung“ steht X-Kamera-Benutzern (in Kombination mit AF-C) bereits seit der X-T1 und X-T10 zur Verfügung, und selbstverständlich gibt es sie auch in allen aktuellen X-Kamera-Modellen wie der X-Pro2, X-T2, X-T20 und X100F.

Das Problem dabei ist, dass die Motivverfolgung bisher weder besonders schnell noch zuverlässig arbeitet. Das hat vor allem zwei Gründe:

  1. Die bisherige AF-C-Verfolgungsfunktion arbeitet vergleichsweise langsam und mit auffällig langen Intervallen zwischen zwei aufeinanderfolgenden Messungen, mit deren Hilfe die veränderte Position eines sich bewegenden Motivs (= eines verfolgten Musters) ermittelt wird. Motive, die sich schnell über das Bildfeld bewegen und dabei spontan die Richtung wechseln, gehen folglich oft verloren.
  2. Der Algorithmus der bisherigen AF-C-Verfolgungsfunktion ist nicht robust genug, um vorübergehenden Störungen der Mustererkennung zu tolerieren. Solche Störungen treten zum Beispiel dann auf, wenn ein verfolgtes Motiv kurzzeitig nicht mehr zu erkennen ist, etwa weil es zeitweise von einem anderen Objekt verdeckt wird oder seine Form (= sein Muster) vorübergehend ändert. In solchen Fällen ist es bisher so, dass die Mustererkennung nach kurzer Zeit versucht, ein neues Muster zu erkennen, was leider oft dazu führt, dass ein anderes Motiv ins Visier gerät, das der Fotograf gar nicht verfolgen möchte – etwa ein im Hintergrund geparktes Auto.

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Fuji X Secrets RAW am 3./4. März 2018 in Hamburg

Sie fotografieren mit einer Fujifilm X-Kamera und möchten hinter die Kulissen des RAW-Formats blicken? Was verbirgt sich hinter RAW-Daten, Metadaten, Maker Notes und digitalen Objektivkorrekturen? Wie können wir den eingebauten RAW-Konverter nutzen, um bessere Ergebnisse zu erzielen? Wie unterscheiden sich populäre RAW-Konverter voneinander, was sind ihre Stärken und Schwächen? Wie konfigurieren wir die Kamera am besten für die RAW-Fotografie? Wie holen wir das meiste aus der ISOlosen Fotografie heraus? Welche praktischen Möglichkeiten stehen uns zur Verfügung, um den Dynamikumfang der Kamera zu maximieren? Wie loten wir die Limits unserer X-Kameras aus, um damit die bestmögliche Bildqualität zu erzielen? Wie können wir mit Lightroom optimal schärfen? Welche Presets sind empfehlenswert – und welche nicht? Wenn Sie die Antworten auf solche Fragen interessieren, dann ist Fuji X Secrets RAW für Sie der richtige Workshop.

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So arbeitet die neue AF-Verfolgungsfunktion

Die neue AF-Verfolgungsfunktion setzt bei beiden oben genannten Problembereichen an. Die Leistungssteigerung für den AF-C betrifft die Untermodi „Zone“ und „Verfolgung“ – die Algorithmen für den AF-S sowie den Einzepunkt-AF-C bleiben somit (zumindet offiziell) unverändert. Für AF-C-Benutzer gibt es hingegen die folgenden Verbesserungen:

  1. Die Mustererkennung wird beschleunigt und zugleich verfeinert. Mit dem neuen Algorithmus verzehnfacht sich die Anzahl der Messungen pro Zeiteinheit, sodass erkannte Muster deutlich engmaschiger verfolgt werden können. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein verfolgtes Motiv durch eine plötzliche Geschwindigkeits- oder Richtungsänderung verlorengeht, wird somit deutlich reduziert. Außerdem ist der neue Algorithmus in der Lage, sich um bis zu 50% kleinere Muster zu merken als bisher. Diese Vorteile wirken sich sowohl auf den Zonen-AF als auch auf den Verfolgungs-AF positiv aus.
  2. Der Verfolgungs-AF arbeitete bei Serienbildgeschwindigkeiten bis 5 fps bisher ausschließlich mit dem langsameren Kontrastdetektionsverfahren (CDAF). Mit der neuen AF-Firmware nutzt die Kamera nun auch den schnelleren Phasendetektions-Autofokus (PDAF), sofern sich das verfolgte Objekt innerhalb des PDAF-Bereich des Sensors befindet und die Lichtverhältnisse (bzw. Arbeitsblendeneinstellung) es zulassen.
  3. Der AF-Algorithmus arbeitet bei der Motivverfolgung nun robuster und kann verfolgte Motive wiedererkennen, nachdem sie kurzzeitig verdeckt wurden oder ihre Form verändert hatten. Anstatt (wie bisher) nach einem neuen Muster zu suchen, greift die Kamera nun das alte Muster wieder auf, sobald es erneut sichtbar ist.

Die verbesserte AF-Performance der X-E3 (und künftig auch der X-Pro2 und X-T2) betrifft den Modus AF-C im Zusammenspiel mit den Untermodi „Zone“ oder „Verfolgung“. Beim Zonen-AF profitiert der Benutzer vom verbesserten Tracking-Algorithmus, der sich bewegende Motive zuverlässiger erkennt und (angeblich auch innerhalb einer Zone) verfolgt. Beim Verfolgungs-AF kommen zwei weitere Vorteile hinzu: zum einen die Verwendung der PDAF-Pixel des Sensors, wenn sich das verfolgte Motiv innerhalb des PDAF-Bereichs befindet, und zum anderen eine deutlich beschleunigte Aktualisierung der Fokuspunkte während der Motivverfolgung. Die entsprechenden Neuerungen sind in der Abbildung durch rote Kringel (O) gekennzeichnet.

Eine praktische Demonstration des neuen Verfolgungs-Algorithmus liefert das folgende Bildschirmvideo, das ein Vorserienmodell der X-E3 mit einem XF18-55mm Kit-Zoom bei der AF-C-Verfolgung zeigt:

Das per HDMI direkt vom LCD-Bildschirm der Kamera abgenommene Video illustriert die schnellere und zuverlässigere Motivverfolgung im AF-C-Modus „Verfolgung“. Die Ausbeute an scharfen Bildern war bei diesem Test trotz der hektischen Bewegungen und Entfernungsänderungen erfreulich gut. Die Kamera stand operierte dabei im Serienbildmodus mit 5 fps und AF-C-Fokuspriorität.

Alles gut?

Der verbesserte AF-Algorithmus ist ein erster Schritt in Richtung einer ernstzunehmenden Motivverfolgung. Gleichzeitig illustriert das Ausmaß der Verbesserungen die Bedeutung ausgereifter Software hinsichtlich der Kamera-Performance: Der Verfolgungs-AF arbeitet nun praktisch zehnmal so schnell wie früher, ohne dass etwas an der Hardware geändert wurde.

damien-lovegrove-portraits-ad-squareLeider scheint die verbesserte Mustererkennung bei einer anderen AF-Dauerbaustelle keine positive Wirkung zu hinterlassen: der Gesichts- und Augenerkennung. Diese arbeitet weiterhin unzuverlässig – und es bleibt auch weiterhin dabei, dass man nicht zwischen mehreren erkannten Gesichtern auswählen kann.

Auch der Zwang, die Gesichterserkennung als gekoppelten AF-Modus und AE-Belichtungsmodus zu verwenden, bleibt bis auf weiteres bestehen und kann nur dadurch ausgehebelt werden, dass man die Gesichtserkennung im manuellen Belichtungsmodus M betreibt. Die Alternative, die Belichtung mit AE-Lock zu fixierten, ist eher theoretischer Natur, da AE-Lock das Verschieben von AF-Feldern deaktiviert. Ein genau aufs Auge einer porträtierten Person gerichtetes kleines AF-Feld ist jedoch eine stets empfehlenswerte Rückversicherung, gerade weil die Gesichts- und Augenerkennung nicht immer zuverlässig arbeitet.

Last but not least steht die Augenerkennung auch künftig nur im AF-S-Modus zur Verfügung. AF-C operiert also weiterhin mit der eher groben Gesichtserkennung – offenbar ist die verfeinerte Mustererkennung der Verfolgungs-AF noch nicht bei der Augenerkennung angekommen. Dass dies jedoch durchaus möglich wäre, zeigen andere Hersteller wie Sony.

Die allein auf Software basierenden Fortschritte bei der AF-Motivverfolgung illustrieren das enorme Verbesserungspotenzial für bestehende Kameras mit X-Processor Pro. Somit besteht die Hoffnung, dass nächstes Jahr auch die Gesichtserkennung von verbesserten Algorithmen profitieren wird.

Lesen bildet!

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Wer nicht bis 2018 warten möchte, findet mit The Fujifilm X-T20: 125 X-Pert Tips schon jetzt ein Buch auf Englisch, das neben der im Titel genannten X-T20 auch die neue X-E3 hervorragend abdeckt. Wie immer gibt Ihnen der Code XPERT40 beim Auschecken einen Rabatt von 40%.

Fujifilm „X-PERT“ Rico Pfirstinger ist der Autor von Das Fujifilm X-Pro1 Handbuch, Die Fujifilm X-E2 – 100 Profitipps, Die Fujifilm X-T1 – 111 Profitipps, Die Fujifilm X-T10 – 115 Profitipps, Die Fujifilm X-Pro2 – 115 Profitipps und Die Fujifilm X-T2 – 120 Profitipps. Er veranstaltet Fuji X Secrets Workshops und unterhält das englischsprachige Blog X-PERT CORNER.

9 Kommentare zu „Fujifilm X-E3: So funktioniert das neue AF-System

    Phil sagte:
    8. September 2017 um 00:07

    Hi!
    Danke zunächst für die ausführliche Beschreibung und das dazu passende Video!

    Eine Frage:
    Weißt du warum die X-T20 das Update nicht bekommen soll? Hardware seifig müsste es ja gehen.
    Es wäre wirklich sehr schade und ziemlich unverständlich – gerade weil Fuji (noch) für ihre gute Firmware Politik bekannt ist…

      Rico Pfirstinger geantwortet:
      8. September 2017 um 00:13

      Ich kann das auch nicht nachvollziehen, aber unzufriedene Benutzer können ja entsprechendes Feedback an Fuji geben. Der einzige technische Grund, der mir einfällt, ist die Größe der Firmware-Datei. Möglich, dass es schwierig ist, die ganzen neuen Funktionen der E3 in der T20 unterzubringen, denn die E3-Firmware-Datei ist doppelt so groß wie die der T20. Wenn das so ist, sollte Fujifilm Japan das aber einfach kommunizieren, anstatt mit unangebrachter Geheimniskrämerei Spekulationen zu befeuern. Ein Marketing-Grund, die T20 gegenüber der E3 ins Hintertreffen geraten zu lassen, fällt mir nicht ein. Aus meiner Sicht ist es grober Unfug und ausgesprochen kontraproduktiv. Deshalb vermute ich eher einen technischen Grund oder mangelnde Ressourcen, zumal es sich ja im November nur um Version 1.10 handelt. Der große Versionssprung auf 2.00 kommt also noch, aber sicher nicht vor Frühjahr 2018 – und was da dann alles drin sein wird, hängt sicherlich vom Feedback der (jetzt vermutlich nicht mehr ganz so zufriedenen) T20-Kunden ab.

    HP sagte:
    8. September 2017 um 09:30

    Vielen Dank auch von mir für die gut verständlichen Erläuterungen zur neuen AF-Performance. Ist das richtig verstanden, dass diese mit dem kommenden Firmware up date 4.0 auch für die X-Pro2 zur Verfügung stehen wird? Und auch für die GFX 50S mit dem für sie angekündigten Firmware up date?
    Und noch eine Frage – falls sich die schon beantworten lässt: Wird man den Handgriff der X-E2 an der X-E3 verwenden können?

      Rico Pfirstinger geantwortet:
      8. September 2017 um 11:00

      Für die E3 gibt es einen eigenen Handgriff. Der neue AF kommt in die Pro2 und T2, wie beschrieben. Von weiteren Kameras hat Fuji bisher nichts gesagt, aber ich hoffe, dass auch die T20 irgendwann nächstes Jahr ein Update bekommt, um mit dem Schwestermodell E3 gleichzuziehen.

    Attila Bakos sagte:
    14. September 2017 um 17:50

    Do you happen to know if the new AF-C tracking works in video mode as well? I use an X-T2.

      Rico Pfirstinger geantwortet:
      14. September 2017 um 18:03

      Only Face Detection works in video mode. No change so far.

    Willem sagte:
    15. September 2017 um 18:26

    Hallo Rico, funktioniert Eye Detection auch mit PDAF oder noch immer nur mit CDAF wie bei der X-E2? Danke!

      Rico Pfirstinger geantwortet:
      15. September 2017 um 18:27

      PDAF.

        Willem sagte:
        18. September 2017 um 21:35

        Danke für die Antwort!

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