Die GFX 50 ist ein ISOloser Klassiker

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Die GFX 50 Reihe – ein ISOloser Klassiker

Der Sensor in den Kameras der GFX-50-Reihe ist sicher nicht der schnellste. Dennoch sollte man den ISO-invarianten Klassiker mit seinen 50 Megapixeln nicht unterschätzen. In Sachen Schärfe und Dynamikumfang kann er neueren Entwicklungen auch heute noch das Wasser reichen.

von Rico Pfirstinger

Praktisch alle Kameras der Fujifilm X-Serie sind ISOlos bzw. ISO-invariant. Darunter versteht man Kameras mit Sensoren, bei denen es in punkto Bildqualität keinen relevanten Unterschied macht, mit welcher ISO-Einstellung ein Foto aufgenommen wird. Ausschlaggebend sind ausschließlich die eingestellte Blende und Belichtungszeit – also die tatsächliche Lichtmenge, die den Sensor erreicht.

Ist meine Kamera ISOlos?

Inwieweit der Sensor in der eigenen Kamera ISOlos operiert, kann man ganz einfach selbst herausfinden. Dazu hier Beispiel mit der GFX 50S: Wir nehmen ein gleichbleibend beleuchtetes Testmotiv zunächst mit Blende 13, 1/50 s und ISO 1600 auf. Das Ergebnis ist ein korrekt belichtetes Bild. Anschließend fotografieren wir dasselbe Motiv erneut mit Blende 13 und 1/50 s, setzen die ISO-Einstellung diesmal jedoch auf ISO 100 zurück – dem Basis-ISO-Wert der GFX-50-Reihe, also ihrer Grundempfindlichkeit. Naturgemäß erscheint das zweite Bild vier Blendenstufen dunkler, schließlich wurde es – bei ansonsten gleicher Belichtung – mit einer gegenüber der ersten Aufnahme um vier Blendenstufen niedrigeren ISO-Einstellung gemacht. Damit unser mit ISO 100 aufgenommenes zweites Bild so hell erscheint wie das erste, müssen wir es im RAW-Konverter (in unserem Fall ist das Adobe Lightroom) um vier Blendenstufen aufhellen. Das tun wir, indem wir den Belichtungsregler des Konverters von der Nullstellung um 4 EV nach rechts bewegen.

Zweimal das gleiche Motiv mit Blende 13 und 1/50 s – links jedoch mit ISO 1600, rechts mit ISO 100 und einer nachträglichen Aufhellung im RAW-Konverter um 4 EV.

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Um besser abschätzen zu können, ob die bei diesem Beispiel verwendete GFX 50S tatsächlich ISOlos arbeitet, nehmen wir vergrößerte Details der beiden Testaufnahmen unter die Lupe:

Hier sehen wir Ausschnittsvergrößerungen unserer beiden Testaufnahmen. Erkennen Sie einen Unterschied zwischen dem „echten“ ISO 1600 (links) und dem im RAW-Konverter nachträglich um 4 EV aufgehellten ISO-100-Bild (rechts)? Nein? Dann ist unsere Kamera ISOlos – zumindest in einem Bereich bis 4 EV über Basis-ISO und in Kombination mit Adobe Lightroom. Diese Einschränkungen sind wichtig, denn der verwendete RAW-Konverter ist ein integraler Bestandteil der Bildverarbeitungskette. Nicht alle Konverter kommen mit drastischen Aufhellungen gleich gut klar. Zu jeder ISO-invarianten Kamera mit einem ISOlosen Sensor gehört deshalb ein dazu passender ISOloser RAW-Konverter, der mit dem Aufhellen der RAW-Daten zurechtkommt.

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ISO-Invarianz – der ISOlose Vorteil

Die RAW-Dateien ISOloser Kameras sind hochflexibel: Man kann mit ihnen Motive aufnehmen, die einen enormen Kontrastumfang besitzen – zum Beispiel einen Sonnenuntergang. Wir belichten die RAW-Datei zunächst auf die bildwichtigen Lichter und verwenden hierfür eine möglichst niedrige ISO-Einstellung (vorzugsweise Basis-ISO, also die Grundempfindlichkeit des Sensors). Dies führt zu einer Aufnahme, bei der Schatten und Mitteltöne zu dunkel geraten oder regelrecht „absaufen“. Anschließend hellen wir die zu dunkel geratenen Bildbereiche im RAW-Konverter passend auf. Die Bildqualität dieser aufgehellten Bereiche entspricht dann weitestgehend dem, was man mit einer entsprechend höheren ISO-Einstellung direkt hätte erreichen können. Diese qualitative Gleichheit wird auch als ISO-Invarianz bezeichnet. Der große Vorteil der nachträglichen Aufhellung gegenüber einer mit einer höheren ISO-Einstellung (aber ansonsten gleich) belichteten Aufnahme ist die Rettung bildwichtiger Lichter.

Wie wir bereits im obigen Testbeispiel gesehen haben, kann man mit einer GFX 50 den Dynamikumfang einer Aufnahme bequem um vier zusätzliche Blendenstufen erweitern, indem man bei Grundempfindlichkeit (ISO 100) auf die bildwichtigen Lichter belichtet und die dabei abgesoffenen Schattenpartien anschließend wieder um bis zu 4 EV im RAW-Konverter aufhellt. Wie das praktisch geht und wie man eine X- oder GFX-Kamera dafür konfiguriert sowie die optimale Belichtung bestimmt, erfahrt ihr zum Beispiel in unseren beliebten Fuji X Secrets RAW Workshops, die wir seit Sommer 2020 auch online via Zoom anbieten – und zwar so hochauflösend, dass sogar Pixel Peeping möglich ist.

ISO-Invarianz – ein Praxisbeispiel

Ein typischer Anwendungsfall für ISOlose Kameras sind Gegenlichtsituationen, bei denen helle Bildbereiche mit sehr viel dunkleren Bereichen kontrastieren. Je nach Belichtung fressen dann entweder die hellen Bildbereiche aus, oder die dunklen saufen ab. Mit einer ISO-invarianten Kamera belichten wir solche Motive stets auf die bildwichtigen Lichter. Unser Beispiel ist ein typischer Sonnenuntergang, bei dem das helle Farbenspiel rund um den Sonnenball noch eingefangen werden soll. Eine Belichtung auf die bildwichtigen Lichter erfüllt diesen Zweck, der Rest des Motivs versinkt jedoch in Dunkelheit.

Dieses Ergebnis könnte man natürlich so belassen, es ist ja durchaus stimmungsvoll. Möchte man allerdings Licht ins Dunkel bringen, ist eine Tonwertkorrektur im RAW-Konverter angesagt. Programme wie Lightroom oder Capture One stellen hierzu verschiedene Regler bereit, um die Belichtung selektiv zu korrigieren. Zum Beispiel so:

Natürlich können wir dunkle Partien auch bei Bildern aus Kameras aufhellen, deren Sensoren nicht ISOlos arbeiten. Dabei nehmen wir jedoch einen deutlich höheren Verlust an Bildqualität in Kauf: mehr Rauschen, mehr Artefakte, weniger Details und manchmal sogar Tonwertabrisse. Als Fuji-X-Benutzer muss man sich darüber freilich keine Sorgen machen, denn alle bisher erschienenen X- und GFX-Modelle arbeiten ISOlos, sind also ISO-invariant. Die meisten neueren Modelle besitzen sogar zwei verschiedene ISO-Grundempfindlichkeiten, das sogenannte „Dual Conversion Gain“, kurz DCG. Diese Eigenschaft kann man sich bei schwachem Licht zunutze machen – wie das geht und wie man das DCG-Level der eigenen Kamera selbst ermitteln kann, ist ebenfalls ein Thema unserer Fuji X Secrets RAW Workshops.

  • Hier geht’s direkt zum Flickr-Album mit allen Beispielbildern dieses Artikels.

Die Workshops sind zurück!

Es ist inzwischen fast ein Jahr her, dass ich meinen letzten Fuji X Secrets Online-Workshop durchgeführt habe. Nach dieser langen Pause bin ich nun mit einem neuen Online-Workshop für deutschsprachige Nutzer der Fujifilm X- und GFX-Serie zurück:

Fuji X Secrets Settings – der ultimative Einstellungsworkshop für Fujifilm X und GFX

Dieser Online-Workshop wird in deutscher Sprache über Zoom durchgeführt.
Er findet am 5. September von 14:00 bis 18:30 Uhr MESZ statt.

Ihr möchtet die optimalen Einstellungen für Ihre Kamera kennenlernen – inkl. sachkundiger Erklärungen, warum bestimmte Einstellungen besonders nützlich und andere regelrecht schädlich sind? Ihr wünscht euch praxisnahe Tipps abseits der Werkseinstellungen? Dann ist Fuji X Secrets Settings der richtige Workshop für euch.

  • Bitte hier klicken für weitere Informationen zu diesem Workshop.

Wer aus seinen Aufnahmen das Meiste herausholen möchte, fotografiert im RAW-Format und entwickelt die Dateien mit einem RAW-Konverter wie Lightroom oder Capture One. Doch das ist nur die halbe Miete, denn genauso wichtig wie die richtige RAW-Bearbeitung ist die optimale RAW-Belichtung – auch hier ragen Fujifilm-Kameras mit ihren ISOlosen Sensoren heraus und bieten besondere Möglichkeiten, die es auszunutzen gilt. Wie das geht, verrät unser RAW-Workshop für deutschsprachige Nutzer der Fujifilm X- und GFX-Serie:

Fuji X Secrets RAW – bessere Bilder mit Fujifilm X-Kameras und RAW

Dieser Online-Workshop wird in deutscher Sprache über Zoom durchgeführt.
Er findet am 11. September von 14:00 bis 18:30 Uhr MESZ statt.

Fuji X Secrets RAW ist voll und ganz auf Fujifilm-Benutzer zugeschnitten und stellt praxiserprobte Werkzeuge und Methoden für den kompletten fotografischen Workflow vor – von den besten Kameraeinstellungen über die ideale Belichtung bis zur optimalen Bildbearbeitung und Ausgabe.

  • Bitte hier klicken für weitere Informationen zu diesem Workshop.

Persönliches 1:1 Training

Wenn ihr ein persönliches Online-Training bevorzugt, das sämtliche Fujifilm-bezogenen Themen umfassen und kombinieren kann, könnt ihr jederzeit eine 1:1 Zoom-Sitzung mit mir buchen – für nur 60 EUR pro Stunde! Interesse? Dann schreibt mir bitte eine Mail.

Fuji X Secrets – das Buch

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