isolos
Die perfekte Belichtung
RAW-Dateien optimal belichten und bearbeiten
Der Weg zu technisch möglichst optimalen Bildern führt über zwei Stationen: die bestmögliche RAW-Belichtung und eine kompetente Nachbearbeitung. Unsere Fuji X Secrets RAW Workshops behandeln deshalb beide Aspekte gleichermaßen.
von Rico Pfirstinger
Hin und wieder reichen Teilnehmer bei meinen RAW-Workshops Aufnahmen ein, die falsch belichtet wurden. Hintergrund ist dabei meist der Wunsch, den Belichtungsfehler bei der RAW-Entwicklung auszugleichen und die Aufnahme irgendwie “zu retten”. Dahinter steht ein Missverständnis: Die RAW-Bearbeitung ist in erster Line nämlich nicht als Rettungsexpedition gedacht, um technisch (und manchmal auch gestalterisch) missratene Bilder aufzuhübschen. Dies mag zwar in Einzelfällen durchaus möglich sein, unser Ziel sollte es jedoch sein, schon beim Fotografieren technisch möglichst perfekt belichtete RAW-Dateien abzuliefern, um diese anschließend nach allen Regeln der Kunst zu bearbeiten und möglichst viel aus ihnen herauszuholen.
Garbage in, Garbage out
Die Qualität der aufgenommenen RAW-Daten entscheidet darüber, was man mit ihnen im RAW-Konverter machen und aus ihnen herausholen kann. Dabei gilt eine simple Regel: Je mehr Licht die Kamera bei einer Aufnahme einfangen kann, umso technisch besser wird das Bild. Also fleißig überbelichten? Natürlich nicht! Eine Aufnahme mit ausgefressenen Lichtern, die sich im RAW-Konverter nicht wiederherstellen lassen, ist wirklich nicht besonders attraktiv.
Die Regel, stets so viel Licht wie möglich auf den Sensor zu lassen, wird also dadurch eingeschränkt, dass dabei bildwichtige Lichter im Motiv nicht verloren gehen sollen. Was bei einem Motiv bildwichtig ist, soll dabei der Fotograf entscheiden, nicht die Kamera. Denn für technisch einwandfreie Bilder ist es immer besser, die Kamera zu kontrollieren – anstatt von ihr kontrolliert zu werden.
Die richtige Belichtung
Um die optimale Belichtung eines Motivs einstellen zu können, benötigen wir Unterstützung. Fujifilms spiegellose Kameras der X- und GFX-Serie haben diesbezüglich einiges zu bieten:
- Der Live-View zeigt in der Regel (nicht immer!) eine WYSIWYG-Vorschau der JPEG-Aufnahme an – und dient damit auch als Belichtungsvorschau.
- Dazu passend zeigt das Live-Histogramm die Helligkeitsverteilung im JPEG an. Das RGB-Histogramm macht das sogar für jeden Farbkanal getrennt.
- Eine blinkende Überbelichtungswarnung zeigt überbelichtete (ausgefressene) Stellen im Live-View an.
- Die Spotbelichtungsmessung ermöglicht im manuellen Belichtungsmodus (M) für einzelne Bildbereiche eine punktgenaue Helligkeitsbestimmung.
Da sich der Live-View, die Histogramme und die blinkenden Überbelichtungswarnungen stets auf das zu erzeugende JPEG beziehen (und nicht etwa auf die RAW-Daten), hängen sie von den jeweils geltenden JPEG-Einstellungen ab. Es macht also einen Unterschied, welche Filmsimulation, welcher Kontrast oder welcher Weißabgleich gerade eingestellt ist. Daraus ergibt sich für uns die Möglichkeit, in der Kamera gezielt nach JPEG-Einstellungen zu suchen, die dem Potenzial der RAW-Daten besonders nahe kommen – sogenannte “JPEG-Einstellungen für RAW-Shooter”.
Live-View, Histogramm und Überbelichtungswarnungen hängen den aktuell gewählten JPEG-Einstellungen der Kamera ab. Oben sehen Sie die Werkseinstellungen einer X-H1, unten unsere eigenen “JPEG-Settings für RAW-Shooter”. Damit der Live-View und insbesondere das Histogramm möglichst gut mit der Belichtung der RAW-Datei korrespondiert, empfehle ich möglichst kontrastarme JPEG-Einstellungen mit reduzierter Farbsättigung. Den Rest des Beitrags lesen »
Die GFX 50 ist ein ISOloser Klassiker
Die GFX 50 Reihe – ein ISOloser Klassiker
Der Sensor in den Kameras der GFX-50-Reihe ist sicher nicht der schnellste. Dennoch sollte man den ISO-invarianten Klassiker mit seinen 50 Megapixeln nicht unterschätzen. In Sachen Schärfe und Dynamikumfang kann er neueren Entwicklungen auch heute noch das Wasser reichen.
von Rico Pfirstinger
Praktisch alle Kameras der Fujifilm X-Serie sind ISOlos bzw. ISO-invariant. Darunter versteht man Kameras mit Sensoren, bei denen es in punkto Bildqualität keinen relevanten Unterschied macht, mit welcher ISO-Einstellung ein Foto aufgenommen wird. Ausschlaggebend sind ausschließlich die eingestellte Blende und Belichtungszeit – also die tatsächliche Lichtmenge, die den Sensor erreicht.
Ist meine Kamera ISOlos?
Inwieweit der Sensor in der eigenen Kamera ISOlos operiert, kann man ganz einfach selbst herausfinden. Dazu hier Beispiel mit der GFX 50S: Wir nehmen ein gleichbleibend beleuchtetes Testmotiv zunächst mit Blende 13, 1/50 s und ISO 1600 auf. Das Ergebnis ist ein korrekt belichtetes Bild. Anschließend fotografieren wir dasselbe Motiv erneut mit Blende 13 und 1/50 s, setzen die ISO-Einstellung diesmal jedoch auf ISO 100 zurück – dem Basis-ISO-Wert der GFX-50-Reihe, also ihrer Grundempfindlichkeit. Naturgemäß erscheint das zweite Bild vier Blendenstufen dunkler, schließlich wurde es – bei ansonsten gleicher Belichtung – mit einer gegenüber der ersten Aufnahme um vier Blendenstufen niedrigeren ISO-Einstellung gemacht. Damit unser mit ISO 100 aufgenommenes zweites Bild so hell erscheint wie das erste, müssen wir es im RAW-Konverter (in unserem Fall ist das Adobe Lightroom) um vier Blendenstufen aufhellen. Das tun wir, indem wir den Belichtungsregler des Konverters von der Nullstellung um 4 EV nach rechts bewegen.
Zweimal das gleiche Motiv mit Blende 13 und 1/50 s – links jedoch mit ISO 1600, rechts mit ISO 100 und einer nachträglichen Aufhellung im RAW-Konverter um 4 EV.
Bitte für eine größere Version auf das Bild klicken.
Um besser abschätzen zu können, ob die bei diesem Beispiel verwendete GFX 50S tatsächlich ISOlos arbeitet, nehmen wir vergrößerte Details der beiden Testaufnahmen unter die Lupe: Den Rest des Beitrags lesen »
ISOlos fotografieren mit der Fujifilm X-Serie
Die Zukunft der Fotografie hat – dank ISOloser Sensortechnologie – eigentlich längst begonnen, doch zahlreiche Anwender tappen noch im Dunkeln. Das ist auch den Herstellern von Kameras und RAW-Konvertern anzulasten, die den alten Status Quo gemächlich pflegen. Wir machen da nicht mit.
Zwei besonders populäre Schlüsselinhalte begegneten uns bislang bei jedem unserer Workshops: Belichtung und Autofokus. Das Thema Belichtung nimmt auch deshalb viel Raum ein, weil die Sensoren in modernen Kameras (außer Canon) heute in der Regel “isolos” arbeiten. Darunter verstehen wir Kameras, bei denen die ISO-Verstärkung des Bildsignals (also die Anpassung der Bildhelligkeit durch höhere ISO-Einstellungen) wahlweise vor oder nach dem Schreiben der RAW-Datei erfolgen kann, ohne dass sich die Ergebnisse qualitativ nennenswert unterscheiden.
Same same, but different
Links sehen Sie eine mit einer X-E2 bei ISO 800 gemachte Aufnahme, bei der die Signalverstärkung auf ISO 800 in der Kamera erfolgte. Es wurde also eine RAW-Datei geschrieben, die bereits das von ISO 200 auf ISO 800 um zwei Blendenstufen aufgehellte (= verstärkte) Bildsignal enthält. Die durchgeführte Bildsignalverstärkung wurde dabei unwiderruflich in die RAW-Datei gebrannt, sodass eine evtl. erfolgte Überbelichtung nicht mehr zurückgenommen werden kann. Game over.
Rechts sehen Sie eine ebenfalls bei ISO 800 mit den gleichen Einstellungen gemachte Aufnahme, bei der das Signal nicht in der Kamera verstärkt wurde. Stattdessen wurde eine um zwei Blendenstufen dunklere RAW-Datei mit den Bilddaten von ISO 200 (der Grundempfindlichkeit des Sensors in der X-E2) geschrieben. Die notwendige Aufhellung auf ISO 800 erfolgte erst später im Rahmen der RAW-Konvertierung.
Im direkten Vergleich der beiden Aufnahmen sind keine nennenswerten Qualitätsunterschiede zu erkennen. Diese qualitative Gleichartigkeit ist ein Merkmal ISOloser Sensoren.
Am Limit
Die Möglichkeit, die ISO-Verstärkung (= Belichtungsaufhellung) später im Rahmen der RAW-Konvertierung vornehmen zu können, ist ausgesprochen vorteilhaft, weil wir die Verstärkung bei der RAW-Verarbeitung selektiv vornehmen können. Anstatt wie in der Kamera das gesamte Bild um eine oder mehrere Blendenstufen aufzuhellen und dabei womöglich kritische Glanzlichter abzuschneiden, können wir die Aufhellung im RAW-Konverter auf die dunklen Bildbereiche konzentrieren und helle Bereiche aussparen, die sonst ausbrennen würden. Der populäre RAW-Konverter Adobe Lightroom stellt hierzu fünf verschiedene Belichtungsregler zur Verfügung: neben einem allgemeinen Regler für das gesamte Bild gibt es vier weitere Regler, die sich auf Lichter und Tiefen sowie auf schwarze und weiße (besonders dunkle und besonders helle) Bereiche der Aufnahme beziehen. Das ist ein handfester Vorteil, denn während sich die Verstärkung in der Kamera stets auf das gesamte Bild auswirkt, kann man die Bilddaten im RAW-Konverter selektiv aufhellen, den Dynamikumfang der Kamera also effektiv erweitern, indem man lediglich die (zu dunklen) Schatten und Mitteltöne aufhellt, die (bereits korrekt dargestellten) Lichter jedoch weitgehend in Ruhe lässt.
Sehen wir uns hierzu ein konstruiertes und dementsprechend extremes Beispiel an: den Schnappschuss eines unserer Workshopteilnehmer in einem unbeleuchteten Raum vor einem hellen Fenster. Der Belichtungsunterschied zwischen dem dunklen Raum und der hellen Außenwelt beträgt hier mehr als vier volle Blendenstufen (oder EV = Exposure Values) und ist von keiner herkömmlichen Digitalkamera ohne weiteres zu bewältigen. Entweder wird das Gesicht im Vordergrund korrekt belichtet und der Himmel im Hintergrund ist stark ausgefressen (links), oder der Himmel wird korrekt belichtet und das Gesicht erscheint dafür pechschwarz (rechts). Was tun? Den Rest des Beitrags lesen »